E-Sport neue olympische Disziplin

E-Sport goes ein wenig Olympia

E-Sport und Olympische Spiele waren über Jahre hinweg nicht die besten Freunde. Deshalb war es umso überraschender, als das Internationale Olympische Komitee (IOC) im April 2021 verkündete, dass der sportliche Wettkampf mit Computerspielen zu einer neuen olympischen "Disziplin" wird und das bereits im Rahmen der Olympiade von Tokyo 2020 (2021).

Olympia Virtual Series

Für die Austragung der Wettkämpfe hat das Olympische Komitee eine eigene Liga für E-Sport, die Olympia Virtual Series (OVS), ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um eine Kooperation zwischen dem IOC, dem jeweiligen internationalen Sportverband sowie Videospiel-Publishern. Stattgefunden hat die OVS zwischen dem 13. Mai und dem 23. Juni 2021, also direkt vor den traditionellen Olympischen Spielen.

Bescheidene E-Sport-Auswahl

Die Anzahl der zugelassenen E-Sport-Disziplinen war trotz aller Euphorie äußerst bescheiden. Denn das IOC hat sich bei der Auswahl nur auf klassische Sportarten der Olympischen (Sommer-)Spiele konzentriert. Diese hat das Olympische Komitee quasi in den digitalen Raum übertragen. Zu den Auserwählten gehörten 2021:
- Baseball
- Radsport
- Rudern
- Segeln
- Motorsport (Autorennen)

Damit fehlten jene "Sportarten", die am meisten mit dem E-Sport in Verbindung gebracht werden, wie zum Beispiel "Fifa", "DOTA 2" oder "League of Legends". Dies ist aber nur ein Wermutstropfen. Denn die begehrten Gold-, Silber- und Bronzemedaillen der Olympischen Spiele gab es für die besten drei E-Sportler der jeweiligen Disziplin auch nicht.
Ablauf der Olympic Virtual Series

2021 sah das Konzept vor, dass prinzipiell jeder teilnehmen konnte. Am 23. Juni 2021, dem sogenannten Olympic Day, fand das Finale der jeweiligen Disziplin statt.

Baseball
In der Disziplin "Baseball" kooperierte das IOC 2021 mit
- dem Weltverband für Baseball und Softball (WBSC) und
- dem Publisher von eBaseball Powerful Pro Baseball 2020
Obwohl nach dem Konzept der Olympic Virtual Series jeder an den Events teilnehmen konnte, sah das Baseball-Turnier Einschränkungen vor. Denn eine Voraussetzung war, dass die Teilnehmer in Japan, Korea oder Chinesisch Taipeh leben.

Es gab zwei Turniere:
- Home Run Derby (für Nitendo Switch)
- eBaseball Powerful Pro Baseball Tournament (für Playstation 4)

Die Qualifikation für das jeweilige Finale lief vom 24. bis 30. Mai. Für Home Run Derby wurden 8 Plätze, für eBaseball Powerful Pro Baseball Tournament 11 Finalplätze vergeben. Das Besondere dabei war, das alle Finalisten eine Einladung nach Japan erhielten, um dort im Finale live zu spielen.

Radsport
Beim OVS-Radsport-Event kooperierte das IOC mit:
-dem Radsport-Weltverband (Union Cycliste Internationale, UCI) und
- dem Publisher Zwift.

An diesem Event konnte wie im OVS-Konzept vorgesehen, tatsächlich jeder teilnehmen. Neukunden schenkten Zwift und der UCI sogar ein Abonnement der Zwift-Simulation für die Dauer der Olympic Virtual Series. Der Start der OVS-Radsport war am 1. Juni 2021. Der Höhepunkt war eine 24-stündige Gruppenfahrt am 23. Juni.

Rudern
]Die Olympic Virtual Series "Row for a Cause" war eine Kooperation zwischen dem Ruder-Weltverband (world rowing) und dem IOC. An dem Event konnten Ruderer aus aller Welt teilnehmen. Der Wettbewerb dauerte drei Wochen und diente wohltätigen Zwecken. Denn mit jedem geruderten Kilometer wurden Programme der Olympic Refuge Foundation unterstützt.

Segeln
Beim Segel-Event kooperierte das IOC mit:
- dem Segel- Weltverband (world sailing) und
- der Simulation "Virtual Regatta"

Es gab mehrere Events:
-Rio to Tokyo Race (Offshore-Modus)
-Laser, 49er und Nacra17 (Inshore-Modus)

Der Rio to Tokyo Race fand als 25- bis 30-tägiges Event statt. Die Sieger der Inshore-Events wurden durch Qualifikationsregatten und dem jeweiligen Finale ermittelt.

Motorsport
Für die "Olympic Virtual Series"-Motorsportveranstaltung kooperierten mit dem IOC 2021:
- die Fédération de l'Automobile (FIA) und
-der Hersteller des Spiels Gran Tourismo (Entwicklung spezieller Strecken für die OVS, "Austragungsort")

Die Qualifikation für das Weltfinale erfolgte in Form von Zeitfahrrennen, die zwischen dem 13. und 23. Mai stattfanden. Aus jedem Land konnte sich nur ein Fahrer qualifizieren. Zudem war die Anzahl der Startplätze nach Regionen wie folgt verteilt:

- EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika): 7 Fahrer
- Asien: 4 Fahrer
- Nordamerika: 2 Fahrer
- Mittel- und Südamerika: 2 Fahrer
- Ozeanien: 1 Fahrer

Das Finale bestand aus drei Rennen, in welchen die E-Sportler Punkte nach der Endplatzierung erzielen konnten. Gewinner war, wer nach den drei Rennen die meisten Punkte hat.

Diskussionen im Vorfeld

Der größte Knackpunkt zwischen IOC und E-Sport war, dass das Olympische Komitee E-Sport nicht als Sport anerkannte. Denn eine Voraussetzung für eine olympische Disziplin ist die körperliche Betätigung. Zudem wurde diese Sichtweise durch den Umstand gestützt, dass viele nationale Olympische Sportverbände, wie zum Beispiel der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), der Einbindung des E-Sports unter das Dach der Olympischen Spiele kritisch gegenüberstanden (gegenüberstehen).

Argumente, die gegen die Aufnahme von E-Sport in die Kreise der Olympischen Spiele sprechen, lassen sich leicht finden. So ist der virtuelle Sport nicht am Gemeinwohl, sondern am Gewinn orientiert. Denn hinter dem Geschäftsmodell agieren globale Unternehmen, die Regeln, Spielformen und Inhalte bestimmen. Dies steht im Gegensatz zu den Olympischen Sportverbänden, die diese Entscheidungen demokratisch treffen. Auf ethischer Ebene bringen die Kritiker ein, dass Spiele, welche Tötung und Vernichtung des Gegners zum Ziel haben, nicht mit den Werten der Olympischen Spiele vereinbar sind. Die Lösung des Problems aus Sicht des IOC besteht derzeit darin, nur solche Games für Olympische Spiele zu akzeptieren, die den klassischen Sport in eine virtuelle Welt übertragen.

[h2]Wie geht es weiter?[/h2]

[p]Da die Olympic Virtual Series im Einklang mit der Digitalstrategie des IOC und der Olympischen Agenda 2020+5 stehen, besteht Hoffnung auf weitere Events. Außerdem sollen sich die Fédération Internationale de Football Association (FIFA) und die International Tennis Federation (ITF) für die Series interessieren. Ein weiteres Indiz für das Fortbestehen der OVS ist, dass es bei den Olympischen Sommerspielen 2028 in Los Angeles zum ersten Mal Gold-, Silber- und Bronzemedaillen für E-Sportler geben soll. Ob es in Zukunft Olympische Spiele für E-Sport außerhalb der klassischen Sportarten geben wird, bleibt abzuwarten.[/p]

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